Big Data - Big Meat?

Big Data – Big Meat?

Die Technik, die dahinter steckt, bedient sich am Pflanzenreichtum der Erde: Weltweit gibt es ca. 400000 Pflanzenarten und jede enthält bis zu 50000 verschiedene Proteine. Hampton Creek, die eingangs erwähnte Firma von Joshua Tetrick, bedient sich eigens programmierter Algorithmen, um der Natur ihre Geheimnisse zu entlocken. Aus über 4000 Pflanzen konnten bislang verschiedenste Bestandteile herauskristallisiert und neu zusammengesetzt werden. Die gestalterischen und geschmacklichen Möglichkeiten scheinen unendlich zu sein, und doch bleibt ein fader Beigeschmack: So nahrhaft und so vielseitig die Imitate auch sein mögen, es bleibt stark anzuzweifeln, dass das globale Geschäft mit echtem Fleisch dadurch zum Erliegen kommt. Die Frage, ob überhaupt und wenn ja, wann sich die Welt gänzlich vegetarisch ernähren wird, können und wollen wir heute noch nicht beantworten.

Doch immerhin schlägt der Pioniergeist eine Brücke – wie etwa der von Mark Post, einem Mediziner der Universität Maastricht. Er stellt die Frage: Was wäre, wenn Fleisch auf unser aller Teller käme, für das kein Tier geschlachtet werden müsste? Die Revolution, die diese Innovation verheißt, wird umso deutlicher, wenn man sich die Zahlen der globalen Fleischproduktion ins Gedächtnis ruft:

Die Landwirtschaftsorganisation der vereinten Nationen (FAO) hat ausgerechnet, dass „die Nutztierhaltung etwa 30 Prozent der gesamten Landoberfläche der Erde“ beansprucht – das entspricht ungefähr der geografischen Ausdehnung des asiatischen Kontinents. Schließlich müssen die Tiere entsprechend gemästet werden und das ruft riesige Mengen von Soja, Mais und Weizen auf den Plan. Außerdem verursacht die Produktion von Steak, Schnitzel, Käse und Milch mehr als ein Siebtel aller emittierten Treibhausgase. Schon ein Kilo Rindfleisch hinterlässt den gleichen klimaschädlichen CO2-Fußabdruck wie eine Autofahrt über 1600 km. Nach derzeitigen Berechnungen der FAO werde sich die Fleischproduktion bis ins Jahr 2050 verdoppeln. Käse, Milch und Eier stehen dieser eklatanten Berechnung sogar außen vor.

Deshalb produziert Mark Post essbares Fleisch in Petrischalen, ohne ein einziges Tier dafür töten zu müssen. Genauer genommen züchtet der Wissenschaftler Rinderhack. Dafür benötigt er nur ein wenig Nackenmuskulatur einer ausgewachsenen Kuh. Aus dem Gewebe entnimmt er Stammzellen, die über Wochen zu Muskelfasern heranwachsen. Muskelfasern sind sehr fein. Sie messen im Querschnitt rund 0,01 mm bis 0,1 mm: Man benötigt ca. 20000 Stränge für nur einen Burger. Bis die Stammzelle in einer Nährlösung bei 37 Grad herangereift und zu einer essbaren Bulette umgeformt ist, vergehen knappe 3 Monate. Eine kurze Zeit, wenn man bedenkt, dass eine Kuh zwei Jahre Aufzucht bis zur Schlachtreife benötigt. Der Vorteil gegenüber der gewöhnlichen Rinderzucht liegt für Post klar auf der Hand. In einem Interview gegenüber des österreichischen Online-Magazins Standart.at äußerte sich der Pionier über die Gründe, Rindfleisch im Labor zu züchten:

Der Grund, warum wir uns besonders mit Rindern beschäftigen, ist, dass sie besonders schädlich für die Umwelt sind. Sie sind sehr ineffizient darin, Nahrung in Fleisch umzuwandeln. Sie brauchen etwa siebenmal mehr Proteine im Futter, als sie selbst bilden. Die Kuh erzeugt Methan. Die Nutztierindustrie produziert dadurch bis zu 20 Prozent des Treibhausgases.“

Echtes Fleisch? Auch für Vegetarier? Mehr dazu auf Seite 3.