Kryonik: Von der Aufhebung der Sterblichkeit
Wann ist der Mensch eigentlich tot? Das Einfrieren des eigenen Körpers, die Kryostase, erscheint vielen unheilbar Kranken als große Hoffnung im Kampf gegen ihr Leid. Doch kann die Vision vom ewigen Leben wirklich Realität werden, oder müssen wir uns noch eine Weile mit der eigenen Sterblichkeit abfinden?
Schon der Philosophenkaiser Mark Aurel wusste: „Der Tod lächelt uns alle an. Das Einzige, was wir tun können, ist zurücklächeln.“ Immer schon war die Frage danach, wann der Mensch eigentlich tot sei, nicht nur eine Frage für Mediziner, sondern auch eine Fragestellung für Philosophen. Neuerdings müssen die Gelehrten ein neues Phänomen in ihre anatomischen und ethischen Überlegungen einbeziehen. Ist der Mensch tot, wenn er eingefroren wird? Was nach Science-Fiction klingen mag, wird in den USA unlängst praktiziert. Dort lassen sich Menschen mit noch unheilbaren Krankheiten – wie z.B. ALS oder Krebs – einfrieren, in der Hoffnung, in 50, 100 oder gar 500 Jahren aus ihrem eiszeitlichen Tiefschlaf geweckt und geheilt zu werden.
Was ist eigentlich “tot”
Kann man der Wissenschaft wirklich zutrauen, den Tod zu überwinden? Früher konnte das allein der Glaube an Gott! Lange Zeit hielt man Menschen für tot, deren Herzen das Schlagen eingestellt hatten. Heute gilt der Mensch erst als tot, wenn das Gehirn keine elektrischen Signale mehr sendet. Herzen, Lungen, Nieren können operiert, reanimiert und über kurz oder lang durch Maschinen ersetzt werden. Der Tod hat an Trennschärfe verloren und ist heute nur noch durch Experten einwandfrei festzustellen.
Fragt man ausgebildete Rettungssanitäter, dann arbeitet der menschliche Körper ohnehin wie eine Maschine. Die Grundlagen einer erfolgreichen Reanimation nach einem Herzstillstand sind: Herzmassage, 100 Mal die Minute, Beatmung durch die Nase alle 20 Sekunden. Je nach Fall springt die Herzkreislaufmaschine wieder an und der Patient kann gerettet werden. Erst wenn das Herz wieder pumpt und die Lungen atmen, sind weitere medizinische Eingriffe sinnvoll.
Seit den 60er Jahren ist es allgemeinhin üblich, Menschen mit Herz-Lungen-Maschinen künstlich am Leben zu halten. Der Hirntod gilt seitdem als Eintrittskarte in das Reich der Seligen: Die Kryonetik rüttelt nun auch an dieser Gewissheit über den Tod!
Die erste Kryo-Konservierung eines Menschen wurde erstmals am 12. Januar 1967 an James Bedford durchgeführt, dessen Körper heute noch bei Alcor in Arizona aufbewahrt wird. Die Technik steckte damals noch in den Kinderschuhen, sodass es unwahrscheinlich ist, dass sein Gehirn hinreichend geschützt wurde. Die Kryonetik – als Wissenschaft – scheint seitdem zum Scheitern verurteilt.